Zwei Beispiele für Ich-Botschaften 

Aus den Anstößen im SWR

http://www.kirche-im-swr.de/?page=manuskripte&id=18747

 

Bei mir piept‘s. Immer morgens. Wenn ich meinen Autoschlüssel suche. Aber bevor ich hektisch werde, pfeife ich. Und dann piept‘s bei mir. Dann meldet sich der Pieper, der auf dem Autoschlüssel sitzt. Ich muss nur dem Ton hinterher und finde den Schlüssel, ob er unter Schals liegt, in der Schublade oder im Kühlschrank.
Wer sucht, der findet! Hat meine Oma immer gesagt. Aber das hat mir nie geholfen. Wenn ich suche, finde ich meistens gar nichts. Und dann kann ich nicht auch noch so einen Spruch gebrauchen.
Dabei ist da ja schon was Richtiges dran. Suchen und finden gehört zusammen. Aber meistens geht es mir so: Je mehr ich mich anstrenge und suche, desto weniger finde ich. Zum Beispiel den Autoschlüssel. Wenn ich hektisch die Schublade durchsuche, weil ich gleich los muss, dann finde ich ihn garantiert nicht.
Aber wenn ich es langsam angehen lasse, wenn ich mich entspanne und aufhöre zu suchen, dann finde ich den Schlüssel. Ich habe manchmal das Gefühl, bestimme Dinge wollen sich finden lassen.
Das Glück zum Beispiel. Wenn ich das suche, dann finde ich es nicht. Aber umgekehrt klappt es manchmal. Manchmal findet mich das Glück – gerade dann, wenn ich einfach nichts tue. Wenn ich es nicht suche, wenn ich nicht daran denke.
In der Bibel gibt es viele Geschichten vom Suchen und Finden. Gott ist derjenige, der sucht. Und er will, dass wir uns finden lassen.
Gott geht los und sucht. Wie ein Schäfer zum Beispiel.  Er hat 100 Schafe. Und wenn er eins von ihnen verliert, dann lässt er die 99 Schafe stehen, geht los und sucht dieses eine, verlorene Schaf.  So wichtig ist es ihm.
So wichtig sind wir ihm. Jeder und jede von uns. Gott sucht mich und Sie, um uns alles zu geben, was wir brauchen. Und alles, was wir tun müssen ist: uns finden lassen.
Vielleicht sollte ich auch mal ein bisschen piepen, wenn Gott sucht. Dann findet er mich besser.

Anstöße SWR1 / Morgengruß SWR4 Rheinland-Pfalz

Sendetext von Donnerstag, 04. Dezember 2014

Autor: Dr. Paul Metzger, Bensheim, Evangelische Kirche

 

Von Dr. Paul Metzger, Bensheim, Evangelische Kirche

Gott und die Zuckerwatte

Freitag, 05. Dezember 2014     [

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„Guckt der Gott auch nach seinem Kind?“
Aus heiterem Himmel so eine Frage. Meine Tochter sitzt neben mir im Auto. Wir fahren nach Hause. Und dann sowas. Wie kommt sie darauf?
„Um Jesus?“, frage ich zurück und will Zeit gewinnen.
„Ja, das ist doch sein Kind.“
„Ach so. Ja, ganz bestimmt“, sage ich, „der ist ja auch immer bei ihm.“
„Und gibt der Gott dem Jesus auch was zu essen?“
Jetzt komme ich an meine Grenzen. So handfest habe ich noch nicht über Gott nachgedacht. Ich stelle mir Gott eher als gute Macht vor. So ähnlich wie Dietrich Bonhoeffer mal gedichtet hat: „Von guten Mächten treu und still umgeben.“
Das ist Gott für mich. Eine gute Macht, die mich umgibt und sich um mich sorgt. Also sage ich zu meiner Tochter: „Ich glaube, Gott und Jesus essen nicht.“
„Da müssen die aber ganz schön schlank sein“, sagt sie dann.
Ehrlich gesagt, hoffe ich, dass das Thema damit beendet ist. Aber meine Tochter hat noch eine Idee. „Ich hab’s: Die essen Zuckerwatte.“
„Zuckerwatte?“-
„Ja, die Wolken, die sehen doch aus wie Zuckerwatte. Und trinken tun die nur die Wasser.“
„Wenn es regnet, meinst du.“ –
„Ja, genau!“
Meine Tochter ist zufrieden und sieht aus dem Fenster.
Ich bin etwas ratlos. Dass Gott Zuckerwatte isst – kann ich das so stehen lassen? Aber vielleicht ist es gar nicht so wichtig, wie man sich Gott vorstellt.
Das Gedicht Bonhoeffers sagt auch nichts dazu, wie man sich Gott vorstellen muss.
„Von guten Mächten treu und still umgeben,
Behütet und getröstet wunderbar,
So will ich diese Tage mit euch leben
Und mit euch gehen in ein neues Jahr.“
Das ist doch eine schöne Aussicht für das nächste Jahr.
Ich blicke zu meiner Tochter rüber und freue mich, dass ich nicht weiter ausgequetscht werde.
Gott geht mit uns beiden in ein neues Jahr. Meine Tochter findet es schön, dass Gott im Himmel sitzt und Zuckerwatte isst. Vielleicht ein bisschen kindlich, diese Vorstellung. Aber ich finde, sie hat was!

 

Der Hauptmann läßt bitten:

Selten habe ich so eine weichgespülte Rede zum Evangelium gehört: der Hauptmann ist offen für andere Weltanschauungen.

Vielleicht hätte der Redner auch mal die zweite Lesung lesen sollen, den Anfang, des Galaterbriefes, wo steht, daß wir kein andere Evangelium verkünden dürfen und können, weil es keines gibt.

Aussage ist doch: sogar der römische Offizier sucht das Heil bei Jesus.

Da ist nicht jede Anschauung tolerabel gleich!

 

 

 

"Vergebung ist wie Hakle feucht"

Ein Essay über Wohl und Wehe der kirchlichen Sprache

Von Herbert A.Gornik

Geglückte kirchliche Rede von der Kanzel kann treffen, verblüffen und trösten. Sie kann auch ins Auge gehen. Am besten hält man es mit der Regel "Kurz, klar und bildhaft reden!" Oder wie Luther es sagte: "Tritt fest auf. Mach's Maul auf. Hör bald auf!"

Wie muss die kirchliche Sprache beschaffen sein, damit sie die Menschen erreicht? Ich kann eine solche Ein-Millionen-Euro-Frage nur stellen in dem Bewusstsein,lediglich mit Cents antworten zu können. Wie muss die christliche Rede sein,damit sie das Herz wärmt, die Wut kühlt und das Leben wie unter dem RegenbogenGottes wandern lässt? Bildlich sicher, bildhaft wie zum Beispiel:

"Der Herr ist mein Hirte."

oder:

"Wie ein Hirsch nach frischem Wasser, so schreitmeine Seele nach Dir."

Ob jemand seine "Hände in Unschuld wäscht" oder "aus seinemHerzen keine Mördergrube macht" - wir wissen, fühlen und denken wasgemeint ist. Denn aus der Forschung, wie Sätze wirken, erfahren wir: Bilder undbildhafte Formulierungen werden um siebenmal besser verstanden als nurbegriffliche Erklärungen. Sie werden ebenso besser behalten und sind viel hilfreicherfür die Reflexion des persönlichen Erlebens.

"Kurz, klar und bildhaft reden!",

was Joseph Pulitzer als Schreibregel auf den Punkt brachte, gilt auch für diekirchliche Rede. Oder was Luther mit seinem rhetorischen Dreisprung soausdrückte:

"Tritt fest auf. Mach's Maul auf. Hör baldauf!"

Verzichten wir mal einen Monat lang auf Dass-Sätze in der Predigt. Sagen wirnicht:

"Ich glaube fest, dass Jesus auferstandenist."

Denn damit sagen wir das Wesentliche, die Hauptsache (Die Sache Jesu gehtweiter) an zweiter Stelle und in einem untergeordneten Satz, einem Nebensatz,statt in einem Hauptsatz:

"Jesus ist auferstanden. Das ist mein festerGlaube."

Der Engel in der Weihnachtsgeschichte hat auch nicht gesagt:

"Ich verkündige Euch, dass eine große Freude daist, die darin besteht, dass der Heiland geboren ist."

Nein, Hauptsachen müssen sprachlich freigestellt werden:

"Denn siehe, ich verkündige Euch große Freude:Euch ist heute der Heiland geboren."

Es gibt sie noch, die schönen Worte - dann predigen und reden wir christlichdoch in den bildlichen Formulierungen von damals. Heißt das: nichts ändern,nichts Neues erfinden? So einfach geht es nicht. Die Bibel ist kein verstaubtesMuseum, die handelnden Personen sind keine Mumien und jede Zeit und jede Kulturmuss sich die biblische Sprache neu aneignen, muss sie vergegenwärtigen und inihre jeweilige Kultur übertragen.

"Ich bin der Weinstock und ihr seid dieReben."

Das ist ein Klassiker, aber wer in Alaska lebt, kennt keinen Weinstock und werin Indonesien in islamisch-alkoholfreier Umgebung lebt, mag so recht keinen.Der darf dann sagen:

"Ich bin der Mangobaum, ihr seid dieFrüchte."

Oder:

"Ich bin der Wal. Ihr seid der Tran."

Die Segensformel bei der Hochzeit

"Möge der Herrgott immer seine schützende Hand ü be r euch halten"

darf bei Hochseilartisten schon mal umformuliert werden:

"Möge der Herrgott immer seine schützende Hand u nt e r euch halten.

Kirchliche Rede ist bisweilen unverständlich, weil sie, wie man das in Glaubenszirkelnnennt, "kanaanäisch" redet. Solche formelhaften, sinnentleerten,trockenen Formulierungen kennen Sie alle. Machen Sie einmal die Probe aufsExempel und übersetzen Sie die folgenden Formeln in Ihre heutige Sprache, indas heutige Umgangsdeutsch, ohne den geistlichen Gehalt zu verkleinern:"Vom Ruf Gottes erreicht" / "Auf dem Boden der Schrift dasEvangelium verkünden" / "Mit Lobpreis und Anbetung vor seinenAltar" / "Ich habe mich bekehrt" / "Durch Sündenerkenntniszur Buße gekommen" / "Rein- gewaschen im Blut des Lammes" /"Den Sühnetod Jesu annehmen" / "Er gab sich zum Opfer fürmich" / "Eine tiefe Heilsgewissheit" / "Jesus nachfolgenund Gottes Führung vertrauen" / "Das Wort aussähen und die Früchtedes Geistes ernten" / "Eingebaut als lebendiger Stein in seinenTempel" / "Im Glauben zur Heiligung hinan wachsen" /"Eingeladen zum Tisch des Herrn".

Wenn wir christliche Begriffe vergegenwärtigen wollen, müssen wir uns ebensovor Trivialisierungen hüten wie vor Denkverboten. Nicht alles, was modernklingt, ist auch substanziell:

"Wenn Du bereust, drückt Gott dieDelete-Taste!" "Jeder braucht mal eine Escape-Taste!"

Manche halten alles für möglich wie die "Toyota-Christen". Das sindDie-alles-schön-alles-gut-alles-schick-Finder:

"Wenn das deine Meinung ist, ist es dochgut!" "Muslime im Pfarrhaus ist doch geil!" "Find ich gut,wenn die Pfarrerin einen Hindu heiratet!" "Wir haben doch alle dengleichen Gott!"

Genauso inhaltlich verkümmert und kurios kommen "Die-Immer-dankbaren"daher. Es gibt in kirchlicher Rede eine Inflation der Dankbarkeit:

"Ich habe erleben dürfen" und "ichdurfte erfahren": "Ich bin dankbar für dieses Taxi, dass der Herr unsgeschickt hat." "Ich bin sehr dankbar für den Dienst, den Sie HerrKlempner, an meinem Siphon getan haben."

Sprachlich entwertet wird die kirchliche Rede oft durch eine spirituelleÜberhöhung von Alltäglichkeiten. Immer ist alles irgendwie geführt und Gottgewollt. "Die-frisch-Bekehrten- und-ständig-darüber-reden-müssenden"sind anstrengend:

"Der Herr hat es wieder so wunderbar gefügt, dassich zur grünen Jacke noch eine gelbe Hose gefunden habe."

Genauso anstrengend sind die ständigen "dogmatischen Richtigsteller":

"Es heißt, 'Ich glaube an den heiligen Geist',nicht an den 'windigen' Geist." "Wir müssen auch bei der Frage, obChristen tanzen sollten, den eschatologischen Vorbehalt einbeziehen."

Auf der Suche nach griffigen neuen Bildern griff schon so mancher daneben. Ineiner katholischen Morgenandacht textete ein Theologe:

"Die Beichte ist wie Hakle feucht. Sie beseitigtnachhaltige Verschmutzungen im seelischen Glaubensbereich."

Ein evangelischer Mitbruder wollte die Psalmen-Sprache aktualisieren und nannteden guten Hirten:

"Der Herr ist mein Systemadministrator. Mir wird nichts abstürzen."

Ein anderer wollte Jesus solidarisch mit den vernichteten jüdischenGlaubensbrüdern,

"lieben bis zur Vergasung."

Auch ein muslimischer Texter vor dem Herrn hatte die Haltung verinnerlicht:

"Wer nicht auffällt, fällt durch",

und griff für das geistliche "Wort zum Tage" tief in dieBildertrickkiste. Er ließ Gott durch einen Vogelschiss sprechen: Die rote Soßeder verbotenerweise gekauften und auf einem Tisch abgestellten Currywurst fander, als er mit dem Besteck kam,

"grün-gelb verziert": "Ein Vogel hatteetwas unter sich gelassen. Da wusste ich - Allah wollte mir ein Zeichengeben."

Geglückte kirchliche Rede betrifft mich, sie verblüfft mich, sie tröstet mich.Bei der Wortwahl sollen sich Menschen geachtet fühlen und verstanden wissen.Große zeitgenössische Prediger wie Traugott Giesen in Keitum auf Sylt, JörgZink in Stuttgart oder Rudolf Schulz in Köln wussten und wissen das. In Bilderndenken und predigen - das ist immer wahrhaft subversiv und revolutionär:

"Gottes Regenbogen hat einen Trauerrand".

Gegen jeden Personenkult wendet sich ein Bild wie:

"Vor Gott stehen wir alle in der gleichenReihe".

Systemkritisch und herrschaftskritisch ist die Formulierung:

"Nur eine Ameise hält das Blätterdach des Waldesfür das Universum."

Im Bewusstsein, dass wir uns hier immer nur mit dem vorletzten, nie mit denletzten Dingen beschäftigen können:

"Die Sterne leuchten, auch wenn wir sie nichtsehen."

Wenn das so klar ist, warum werden denn nicht mehr Bilder verwendet? StarkeBilder galten als oberflächlich und einfach - durch den konservativen Pietismusbesetzt.

"Niemand kann tiefer fallen als in die geöffneteHand Gottes" (nach Arno Pötzsch)

und

"Gott schreibt selbst auf krummen Liniengerade"

- das war in vielen aufgeklärten Ohren Hohn angesichts der Ferne, derUnnahbarkeit, der Unerkennbarkeit und Fremdartigkeit Gottes. Mit dem Pietismuswurde auch sein Anliegen, die persönliche Gottesbeziehung, an den Randgedrückt. Und mit beiden wurde auch die christliche Mystik in die Tonnegetreten mit ihrem Anliegen, sich dem fernen Gott mit seelischen Bildern zunähern. Nun steht eine Neuentdeckung der Mystik unter dem Begriff"Spiritualität" an - also spirituelle Bilder finden, die mehrausdrücken als den schieren Begriff. Und es steht eine Rehabilitierung desPietismus unter dem Begriff "persönliche Verantwortung" an - alsoBeziehung stiftende Bilder finden, die uns berühren:

"Gottes Hand ist wie ein Brutkasten, in demmenschliches Leben nachreifen kann."

Als Trostbild für das unsägliche Leid beim Tod eines Säuglings, auf dem ja auchdie Verheißung einer "Fülle des Lebens" liegt. Keine Angst vorPatch-Work-Religion:

"Mit einem richtigen Gebet bist du nie in derfalschen Kirche."

Und kirchenkritisch:

"Eine Kirche soll Gottes Wohnzimmer, nicht seinMuseum sein."

Es verfügt nicht jeder über die rhetorische Kraft eines Walter Jens, aberorientieren können wir uns an ihm, wenn es um eine kleine Vision für unserLeben geht. Geglückte Rede betrifft mich, sie verblüfft mich, sie tröstet mich:

"Wäre es denn wirklich ein Gewinn ..., ein Gewinnfür den Menschen, wenn er unsterblich wäre, statt - wie bald! - zu vergehen undplötzlich dahin zu müssen? Wäre es ein Gewinn für ihn: nicht in der Zeit zusein, sondern unvergänglich wie - vielleicht - ein Stein oder ein ferner Stern?Liegt nicht gerade in der Vergänglichkeit, und vor allem, im Wissen darum,seine ihn auszeichnende unvergleichliche Kraft?"

Solche geglückte christliche Rede ist stimmig, auch wenn wir nicht wissenkönnen, ob es stimmt, sondern glauben dürfen: Es stimmt.

Mehr bei dradio.de:

"Gender ist einBegriff, der kann Räume öffnen" - Feministische Theologin über das"Studienzentrum für Genderfragen in Kirche und Theologie"

So klingt derAntisemitismus von heute - Eine Studie über die "Sprache derJudenfeindschaft im 21. Jahrhundert"

Gewinnen stattsiegen - Was wir aus falschen politischen Debatten lernen sollten

 

 

© 2013 Deutschlandradio

Quelle:

 

http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/religionen/2103837/

 

      

Weihnachten

Weihnachten 2012

 

Weihnachten kommt ja nicht ganz überraschend. Schon den ganzen Advent sehen wir es kommen.

 

Wir kennen das alles schon und wissen was wann und wie aufuns zukommt.

 

-         Wir wissen, wie wir diese Tage erleben werden

 

-         Wir kennen das Weihnachtsevangelium

 

Immer wieder das Gleiche. Vieles ist vorgegeben, manches kommt uns eingefahren vor: äußerlich und auch von der Gestaltung.

 

Wir haben wenig Einfluß und weniger Möglichkeiten als wir wollen.

 

Wenn der oberste Herrscher etwas will, das ist das so. Ob wir wollen oder nicht, ob wir uns auflehnen und diskutieren – am Ende machen wir’s doch. Der Kaiser befiehlt, die Könige wollen im Amt bleiben und mit ihnen der ganze Apparat.  Womöglich kommt uns das auch gar nicht so ungelegen, weil wir direkt oder indirekt davon unseren Nutzen haben und froh sind, daß alles seine Ordnung hat.

 

Aber, muß ich, wenn ich gezählt werden soll in meine Geburtsstadt gehen? Wäre es nicht sinnvoll, man würde da zählen, wo die Menschen leben? Die da oben haben halt so gar keine Ahnung vom Leben. Doch: ober sticht unter.

 

èWir sind nicht immer unten. Auch ich habe mein System, meine Denkwelt. Wenn andere eine gute Idee haben,dann muß sie reinpassen: in meine Welt. Sonst überhören wir sie.

 

Das ist heute so und war es auchschon vor  2000 Jahren.

 

In diese Welt kommt Gott und wird Mensch.

 

Wortreich erklärt der Evangelist Lukas mit Worten, wie wenn in Rom der nächste Kaiser geboren wird und für die Juden kündet er von der Geburt des erwarteten Messias. „…ihr findet ihn… und als Zeichen: in Windeln gewickelt (klar aber unbedeutend, weil er ja ein Säugling sein muß) in einer Krippe liegend. In einem Palast sollte er sein, oder im Tempel, aber er liegt im Stall. Das paßt nicht! Hirten sind die ersten Empfänger dieser Botschaft. Das gehört sich nicht. Es gibt einen Dienstweg. Aber die Botschaft gilt nicht nur den Palästen und Hofschranzen. Sie gilt dem ganzen Volk. Der König David war auch der kleine Hirtenjunge in der Familie. Gottes Propheten waren keine mächtigen Herrscher. Das Volk wollte einen König und Samuel salbte ihn. Gott braucht ihn nicht. Gott hat nichts gegen Paläste und Tempel, aber er braucht sie nicht. Wieleicht wird es hinter den Façaden leer. Wie schnell füllen die Menschen in den großen System, Ideen und Gebäuden diese nicht mehr mit Leben – erfüllen nicht mehr die Ansprüche der großen Worte, wie wir nacherzählen (müssen). Wenn die Schuhe zu groß sind, können wir nicht mehr laufen, nur noch treten.

 

Wo uns unser eigenes Leben leer vorkommt, wo unsere künstlichen Lichter die Dunkelheiten nicht mehr erhellen, wo wir uns nicht mehr selber helfen können: da ist Platz für Gottes Menschwerdung. In den Herbergen unserer Systeme ist nicht sein Platz.

 

Gott fügt sich bescheiden in unsere eingefahrene Welt. Er bekämpft sie nicht. Er erfüllt die Hallen mit der Wärme der Menschlichkeit, mit dem Licht seiner Liebe.

 

Einfache Hirten, die ihre verantwortungsvolle Arbeit machen und ihr Leben leben sind seine ersten Zeugen. Wo wir uns unseren Aufgaben stellen und nach Sinn und Erfüllung suchen, da ist der Platz, wo wir ihn erleben.

 

So wollen wir einstimmen und mit den Hirten singen: Lied 143: Kommt lasset uns anbeten     

 zum dritten Adphent:

Es kommen auch Soldaten zu Johannes in der Wüste. Und seine Predigt hört man sicher gerne – wenigstens im Ministerium.

Tatsache ist, daß offenbar viele zu Johannes in die Wüste pilgern und ihn fragen: „was sollen also wir tun?“

Normales Volk kommt. Und Zöllner, die ja im Land nicht beliebt sind, weil sie für die Römer arbeiten. Mehr noch, weil es den eigenen Geldbeutel betrifft: weil sie mehr nehmen als sie sollen und ihre Macht so ausnutzen, um sich zu bereichern. Schlimmer als die Zöllner sind die Soldaten. Sie vollstrecken auch die Todesurteile und stehen für die Unfreiheit des Volkes Gottes. Wieso sie überhaupt kommen, die Römer da kann man sich einiges denken.

Johannes muß eine starke Ausstrahlung haben. Schon seine Geburt und sogar die Ankündigung der Geburt werden bildreich aufgeschrieben. So verschiedene Menschen kommen zu ihm und suchen Rat, wie sie ihr Leben gestalten können.

Johannes spricht in Bildern. Der kommende Richter wird die Spreu vom Weizen trennen. Und bei ehrlicher Betrachtung bleibt oft am Ende eines Tages viel Spreu und wenig Weizen. Was lohnt sich denn in die Scheune zu tragen von meinem Leben?

Damit brauche ich nicht zu drohen, das wissen die Menschen selber, wenn wir mal die vielen künstlichen Lichter ausschalten und sehen, was da noch hell ist in mir und um mich herum.

So kommen sie zu Johannes und suchen ihren Weg,

Teilt!

Nehmt nicht mehr als festgesetzt ist.

Begnügt euch mit euerm Sold!

- Seid nicht gierig! Tut, was euch möglich ist und seid gerecht. Ich erspare Ihnen jetzt einen Ausflug in die  weltpolitische Sozialpolitik. Jeder muß selber die Frage beantworten: was soll also ich tun?

Johannes hat eine starke Ausstrahlung. Er tut, was er lehrt. Er ist ein Vorbild. So sehr, daß man meinen kann: er ist es selber. Diese Nähe ist das Ziel, dem ich nachstrebe. So glaubwürdig zu sein, daß man die Botschaft sehen kann.

 

Und doch tauft Johannes nur mit Wasser und er weiß es. Nach mir kommt einer, der tauft mit Feuer und mit dem Heiligen Geist. Das Feuer ist die Probe. Was besteht und kommt in die Scheune.

 

Was sollen wir tun? Wir können in den kleinen Dingen unseres Lebens treu sein. Wenn ich schon mal mit Wasser kochen kann, dann kann ich an die großen Gerichte denken.

 

 

  

Zum zweiten Advent:

Menschen fahren in ihren Ferien gerne in die Berge.

Sie steigen hinauf,

genießen die Aussicht,

fahren auf Skiern wieder herunter.

Gerade bei Schnee merken wir: Berge, ja selbst kleinere Erhebungen sind schwer passierbar. Sie werden zu Hindernissen. Sogar das Auto kann stecken bleiben, obwohl es uns sonst so treu ans Ziel bringt.

Hindernisse gibt es viele: nicht nur Schnee und Berge oder wenn sogar beide zusammenkommen.

     
  • komme ich rechtzeitig an?

  • Bestehe ich die Prüfung?

  • Mögen mich die Mensch um mich herum? Vielleicht bin ich ihnen eine Last oder sie nutzen mich aus.

  • Hat das Leben einen Sinn? Hat mein Leben einen Sinn?

Hindernisse gibt es trotz der Technik und im modernen Kommunikationszeitalter.

Sogar wenn alles funktioniert und wir uns in keinem Funkloch befinden, kommen wir schwer zueinander.

So vieles kann verhindern, daß wir Menschen zueinander finden – zu uns selber – zu Gott.

Kränkungen, die ich erlitten habe, mein Stolz, Vorurteile trennen uns oft mehr als äußere Umstände.

ABER: Hindernisse haben nicht das letzte Wort. Es gibt ein Leben hinter den Hindernissen:

Johannes predigt in der Wüste Umkehr. Er tauft zur Vergebung der Sünden.

Der Evangelist Matthäus berichtet, daß viele kommen.

Lukas sagt nichts dazu.

Lukas benutzt das Passiv: Täler sollen aufgefüllt werden, Berge sich senken.

Das läßt den Täter offen. Auch, wenn wir mit den Worten des Propheten Jesaja aufgefordert werden: bereitet dem Herrn den Weg! Die Vollendung steht nicht in der Befehlsform.

Der Täter bleibt offen.

Ist es meine Leistung (Gesetz)

oder ist es Gottes Werk (Gnade)?

Das Passiv läßt die Antwort offen.

Zwischen den beiden Extremen (Erfüllung des Gesetzes, des Auftrages und der Gnade Gottes als Geschenk) bewegt sich der verantwortliche Mensch.

Es ist beides: unser Tun und Gottes Gnade – Zuspruch und Aufforderung zugleich.

Das Wort des Jesaja erfüllt sich im Tun des Johannes:

er predigt Umkehr – mein Tun

er tauft zu Vergebung und zum Neuanfang– Geschenk Gottes.

Es erfüllt sich!

Die lange Aufzählung der Daten der Regierenden dient dem Beweis: es wird wahr – es erfüllt sich.

Hannas ist der Schwiegervater des Kaiaphas, der uns in der Karwoche wieder begegnet.

Alles wird konkret.

Das war damals vor 200 Jahren in der Wüste und heute wo auch wir in modernen Wüsten an unsere  Grenzen kommen, wo Wüstes uns trennt. Es wird konkret, wo wir bereit sind,an Gottes Werk mitzuarbeiten und Hindernisse überwinden. Wo wir Gottes Geschenk der Vergebung annehmen und selber bereit sind Seine Wege zu gehen.

Damit wird wahr, was wir dahinter erwarten dürfen:

Alle Menschen werden das Heil Gottes sehen.

 

 

 

30ster Sonntag B

           

Wir suchen:

  • nach Hilfe bei Entscheidungen

  • nach Wegen in die Zukunft

  • nach guten Freunden

  • nach einem Arbeitsplatz

  • letztlich nach Sinn

Bartimäus ist bekannt, er ist der Sohn des Timäus – er ist nicht irgend ein Namenloser.

Seine Augen funktionieren nicht, aber alle anderen Sinne schon.

Das Glas ist nicht halb leer, sondern halb voll, ja mehr als das.

Und doch ist er nicht zufrieden. Er will mehr. Ein Sinn fehlt ihm noch.


 

Das ist ihm was wert.

Von  Jesus hat er gehört. Dieser kannMenschen heilen. Als er nun hört, daß sich Jesus nähert, wachtseine Hoffnung auf.

Obwohl ihm Menschen im Weg stehen, sich ihm in den Weg stellen ruft er Jesus.

Als dieser ihm antwortet ist kein Halten mehr. Er läßt den Mantel zurück, der in der Kälte der Nacht alles ist.

Er vertraut, daß er seinen Weg zu Jesus findet.

Jeder weiß, was Bartimäus fehlt: erist blind.

Dennoch fragt Jesus: was willst du – was brauchst du?

Bartimäus muß nicht lange nachdenken.

Sehen. Ich will sehen. Ich suche Sinn, ich suche Erfüllung.

Und er wird geheilt. Dein Glaube hat dir geholfen.

Bartimäus folgt Jesus nach.

 

Was antworte ich, wenn Jesus mich fragt, was er für mich tun kann?

 

Peter und Paul

 

 

Kardinal Bengsch hat einmal sinngemäß gesagt: „jeder hat seinen Trick, nicht auf Gott zu hören.“

 

„Für wen hältst Du mich?“ so fragt Jesus den Petrus und so fragt er auch heute dich und mich. Die Frage geht konkret an mich: für wen halte ich Jesus, wer ist er für mich? Welche Rolle spielt er in meinem Leben.

 

Das ist anders als: „für wen halten mich die Menschen?“ Diese Frage geht mein Leben wenig an. Da kann ich allgemein antworten, theologisch oder neutral, die einen sagen dies, die anderen sagen das, mit Fußnoten macht man so einen Doktor.

 

Was sagen andere, das hält mich raus!

 

Anders die konkrete Frage an Petrus: und Du?

 

Die Jünger fragen Jesus (Johannes 1,38) „Wo wohnst Du?“ – „Komm und sieh!“

 

Heute geht es darum: was hast Du gesehen – was kommt raus?

 

Bin ich bereit, auf Gott zu hören,

 

seinem Ruf zu folgen,

 

meine Berufung zu leben àin diesem Leben, in meinem Leben, in meinem Alltag, wie er wirklich ist – anstatt mir eine ideale Welt auszumalen, von Möglichkeiten zu träumen und michso davor zu drücken, den Ruf zu hören.

 

Dieser Ruf kann die Stimme des Gewissens sein. Es könnenauch andere Menschen sein: Freunde, Fremde ja sogar Feinde. Es kann dieWissenschaft und ihre Erkenntnis sein.

 

Will ich die Botschaft an mich hören und ihr folgen?

 

Wenn wen halten mich die Menschen ist weit von mir weg.

 

Nahe an mir  und in mir ist die Frage: für wen halte ich Jesus in meinem Leben?

 

 

 

Osterpredigt 2012

 

Die Schleckerfrauen.

 

Sie könnten es zum Unwort des Jahres bringen.

 

Doch, was nutzt es ihnen?

 

Sie stehen als Trümmerfrauen da, besonders jene, die wissen, daß ihre Filiale geschlossen wird.

 

Es geht um Menschen.

 

Menschen in Not, mit vielen offenen Fragen, die ihr Leben eng betreffen.

 

Vielleicht empfinden sie die Arbeit und Äußerungen der Gewerkschaften und der Politik als Hohn.

 

Wer nimmt diese Menschen wahr – wer nimmt die Frauen ernst – mit ihren Ängsten und ihrer Verzweiflung. Wird nicht oft mitihrer Hoffnung gespielt.

 

Da geht es für die einen um Wahlkampf und die anderen um die Grundlagen für ihr Leben. Manche können zweifeln, war vielleicht ich schlecht, bin ich schlecht – tauge ich nichts zum Leben. Warum braucht mich niemand?

 

Stattdessen ist da Enttäuschung über Chefs, Politiker, Gewerkschaften und viele, von denen jetzt Hilfe zu erwarten wäre.

 

Auf einmal sind Menschen ziemlich alleine mit ihrer Sorge, Not und Angst.

 

Sie stehen vor einem großen Loch. Da ist nichts mehr.

 

Leer.

 

So stelle ich mir vor, erging es auch den Jüngern Jesu. Er war die Grundlage ihres neuen Lebens – auf ihn haben sie gebaut, für ihn haben sie gearbeitet und nun ist er tot. Was bleibt übrig?

 

Sie gehen zum Grab. Doch auch das ist leer.

 

Eine, der Erfahrungen der Auferstehung ist der Mann im weißen Gewand mit der Botschaft: „Geht!“

 

„Bleibt nicht hier stehen – geht nach Galiläa, dort werdet ihr ihm begegnen!“

 

Gräber sind kein Ort des Lebens. Sucht denLebenden nicht bei den Toten.

 

Ostern haben diese Jünger im Aufbruch erlebt. Bleibtnicht hier – geht. Sucht das Leben. Geht zu den Menschen – dort werdet ihr ihm begegnen.

 

So begegnen die Jünger tatsächlich Jesus fortan.

 

Auch am Ostermontag auf dem Weg nach Emmaus.

 

In vielen Aufbrüchen hat sich die Gemeinde neu gefunden und begegnet Jesus – sie verstehen seine Worte nun und machen sich auf den Weg.

Die junge Gemeinde nannte sich sogar: der Weg.

 

Sie gestalten ihr Leben, wählen neue Apostel, sorgen für die Armen.

 

Mit Paulus gehen sie auf neue Menschen zu und verkünden das Leben in Jesus.

 

Die Kirche findet neue Wege in einem Benedikt von Nursia.

 

Sie findet einen Aufbruch in verkrusteten Zeiten als die Bettelorden entstanden.

Da ist ein Franziskus, der die Liebe Gottes in erstaunlicher Weise erleben läßt. Und Dominikus, der große Prediger dieser Osterbotschaft.

 

Viele Konzilien stellten sich dem Aufruf: Geht! Brecht neu auf.

 

Bleibt nicht hier stehen. Jesus geht voran. Dort werdet Ihr ihm begegnen…

 

 

 

 

Sabinchen war ein Frauenzimmer 
 

Sabinchen war ein Frauenzimmer,
Gar hold und tugendhaft
Sie diente treu und redlich immer
Bei ihrer Dienstherrschaft.
Da kam aus Treuenbrietzen
Ein junger Mann daher,
Der wollte so gerne Sabinchen besitzen
Und war ein Schuhmacher.

 

Es waren zwei Königskinder 
 

Es waren zwei Königskinder,
Die hatten einander so lieb,
Sie konnten zusammen nicht kommen,
Das Wasser war viel zu tief.

 

Als die Römer frech geworden 
 

Als die Römer frech geworden
simserim simsim simsim
Zogen sie nach Deutschlands Norden
simserim simsim simsim
vorne mit Trompetenschall
Terätätätäterä
ritt der Generalfeldmarschall,
Terätätätäterä
Herr Quintilius Varus
Wau, wau, wau, wau, wau
Herr Quintilius Varus
Schnäde räng täng, Schnäde räng täng
Schnäde räng täng, de räng täng täng   

 

Mariechen saß weinend im Garten 
 

Mariechen saß weinend im Garten
Im Grase lag schlummernd ihr Kind
In ihren blonden Locken
Spielt leise der Abendwind
Sie saß so still und träumend
So einsam und so bleich
Dunkle Wolken zogen vorüber
Und Wellen schlug der Teich.

 

Zu Bacharach am Rhein (Die Lore Lay) 
 

Zu Bacharach am Rheine
Wohnt´ eine Zauberin,
Sie war so schön und feine
Und riß viel Herzen hin.

 

Wer reitet so spät durch Nacht und Wind? (Erlkönig) 
 

Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Es ist der Vater mit seinem Kind.
Er hat den Knaben wohl in dem Arm,
Er faßt ihn sicher, er hält ihn warm.

 

Wie war zu Köln es doch vordem (Heinzelmännchen) 
 

Wie war zu Köln es doch vordem
mit Heinzelmännchen so bequem
Denn, war man faul, - man legte sich
hin auf die Bank und pflegte sich

 

Es wollt ein Mann in seine Heimat reisen 
 

Es wollt ein Mann in seine Heimat reisen,
nach Weib und Kind sehnt er sich sehr.
Er aber mußte einen Wald durchstreifen,
da trat plötzlich ein Räuber vor ihn her

 

Als der liebe Gott die Welt erschaffen 
 

Das verschweigt des Sängers Höflichkeit

Als der liebe Gott die Welt erschaffen
da schuf er Vögel Rindvieh und auch Affen.
Und mitten in die große Welt
hat er den Adam ganz alleine hingestellt
als nun dieser ist allein geblieben
folglich keinen Handel hat getrieben
sagt, womit vertrieb er sich die Zeit?
Das verschweigt des Sängers Höflichkeit

 

Zu Brandenburg uff´m Beetzsee (Fritze Bollmann) 
 

Zu Brandenburg uff m Beetzsee
Ja da liegt ein Äppelkahn
Und darin sitzt Fritze Bollmann
Mit seinem Angelkram

 

Quelle: http://www.volksliederarchiv.de/balladen